Omas Erinnerungen
Von Null auf Platz 2: Nicht nur, dass unser Blog es nach einem Jahr in der Öffentlichkeit in die Primetime des SWR geschafft hat und bei „Die große Expedition in die Heimat – Erntefest in Rheinhessen” ein Beitrag zur Sendung war. In der Sendung holt das Rezept für Spundekäs‘ mit Geheimzutat von unserer Autorin Dagmar Rückrich-Menger sogar den 2. Platz. Gratulation!
Der rheinhessische Knabberspaß zum Wein gehört auf jeden Tisch, wenn sich Gäste angesagt haben, aber klar ist, dass für den Abend nichts gekocht wird. Spundekäs‘ und Salzbrezelchen halten dem einen oder anderen Schoppen stand, will sagen, dass sie eine gute Grundlage für den Weingenuss bilden. Vermutlich gibt es so viele Spundekäs‘-Rezepte wie Haushalte in Rheinhessen. In der Basis ähneln sich die Zubereitungsarten sicher sehr. Doch die Variationen machen’s aus.
Die einen mögen ihren Spundekäs‘ lieber etwas schärfer, tun Paprika oder gar Tabasco dran. Andere geraten leicht in Streit, wenn es um den Einsatz von Zwiebel oder gar Knoblauch geht. Dagmar Rückrich-Menger hat von ihrer Mutter eine Geheimzutat übernommen, die ganz dem Geschmack der Sechziger, Siebziger entspricht. Da gehört schon Mut dazu. Die Esser jedoch werden mit einem besonderen Geschmackserlebnis belohnt.

Wenn Gäste eingeladen waren, dann bereitete Dagmar Rückrich-Mengers Mutter damals ihre Variation von Spundekäs‘ zu, die sie „Herrencreme” nannte. In dieser Zeit ging es alles etwas gediegener zu. Die Herren hatten für den Abend Anzüge angezogen und sich Krawatten umgebunden. Die Damen erschienen in Kleidern der aktuellen Mode und trugen diese herrlich hohen Frisuren der Sechziger und Siebziger. Dagmar erinnert sich, dass viel geraucht wurde. Die Sessel in ihrem Elternhaus hatten in den Armlehnen eingelassene Aschenbecher. Das galt damals als weltläufig und fast schon mondän. Die Herrencreme war im Wesentlichen ein Spundekäs‘, aber eben mit Geheimzutat.

Für das Basisrezept werden 80 Gramm weiche Butter und 250 Gramm Frischkäse Doppelrahmstufe, eine kleine, feingewürfelte Zwiebel und etwas Knoblauch in einer Schüssel miteinander verrührt. Im Hause Rückrich-Menger gehört Paprikapulver selbstverständlich mit dazu.

Eigentlich ist der klassische Spundekäs‘ damit fast schon fertig. Mit etwas Salz abschmecken. Perfekt!

Die Geheimzutat, die diesem Spundekäs‘ die Siegerqualität vermittelt, ist eine Umami-Bombe. Das Wort „umami” gab es in den Sechzigern und Siebzigern noch gar nicht. Heute meint man damit ein volles Mundgefühl, etwas salzig, sehr kräftig. So wie Parmesan oder eine fette Fleischbrühe oder eben – Achtung! Gleich kommt’s – ja, eben wie Sardellenpaste. Ein Klassiker der Geschmacksanreicherung: entweder klein geschnittene Sardellen aus dem Glas oder eben Sardellenpaste aus der Tube. Je nach Geschmack ein wenig davon in den Spundekäs‘ rühren, fertig ist der zweitplatzierte Spundekäs‘ von „Die große Expedition in die Heimat“. Guten Appetit!
