Bäuerlich geprägte Regionen in Deutschland haben oft eine hoch entwickelte Dosenwurstkultur. Das gilt sehr für das dem Weinbau verschriebene Rheinhessen (aber auch in der angrenzenden Pfalz, wo Gerichte mit Dosenwurst zur oft großen Verwunderung der Touristen sogar auf Restaurantspeisekarten zu finden sind …). In Zeiten von allgegenwärtigen Supermärkten mit ihren Kühlregalen und Tiefkühltruhen, den voluminösen Haushaltskühlschränken in den heimischen Einbauküchen, mag einem Wurstbrät im Weckglas oder eben die Wurst in der Blechdose wie eine aus der Zeit gefallene Antiquität erscheinen. Doch die im Blech konservierte Wurst war und ist gleich in vielerlei Hinsicht eine gute Idee (und ein Kulturgut ist sie allemal).
Das ist ein Grund, um Applaus für die Dosenwurst leisten. Einmal nämlich hilft sie, die bei einer Schlachtung notwendigerweise entstehende Menge an Fleischprodukten zu beherrschen und sie entlastet die Hausfrau in besonders arbeitsintensiven Zeiten auf dem Hof. Schließlich ist ein Teil des Mittagessens für die schwer arbeitenden Helfer mit nur wenigen Handgriffen servierbereit.
Unser heutiges Rezept gehört definitiv zu den Klassikern. Blutwurst und Kartoffelstampf sind in vielen Regionen beliebt. Gerne wird der würzige Geschmack der Blutwurst mit Süße und Säure kombiniert. Am bekanntesten dürfte diese Süße-Säure-Blutwurst-Balance wohl durch das rheinische Nationalgericht „Himmel un Ääd’” repräsentiert werden. Apfel ist dort die entscheidende Zutat. Liefert der doch Süße und Säure in einem Rutsch.
Unser Rezept ist nicht weniger himmlisch, kommt aber ohne Apfel aus. Bei uns steuert die Karotte ihre Süße zur Harmonie des Tellers bei. Und los geht’s: für vier Portionen unseres Tellers brauchen wir ein Bund Karotten, ein Kilogramm Kartoffeln, zwei mittelgroße Zwiebeln und eine Dose Blutwurst. Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln schälen. Die Kartoffeln in Salzwasser zum Kochen aufsetzen, die Karotten in Scheiben schneiden und ebenfalls in Salzwasser garen, die Zwiebeln in in Scheiben schneiden und bei mittlerer Hitze in Butter dünsten und Farbe annehmen lassen.
Unterdessen die Dose öffnen, die Blutwurst in nicht zu dünne Scheiben schneiden. Etwas Butter in einer Pfanne schmelzen, die Blutwurstscheiben bei mittlerer Hitze langsam anbraten. Etwa 150 ml Milch erwärmen. Inzwischen dürften Kartoffeln und Karotten gar sein und können abgegossen werden. Einen Stich Butter zu den Möhren geben und umrühren. Das verleiht ihnen einen schönen Glanz und hebt auch den Geschmack.
Es empfiehlt sich, die abgegossenen Kartoffeln auf der noch heißen Herdplatte trocken zu dämpfen. Die noch heißen und trockenen Kartoffeln nun mit dem Kartoffelstampfer zerdrücken und dabei die heiße Milch dazu geben. (Kalte Milch macht den Kartoffelstampf zäh.) Jeder sollte selbst entscheiden, wie grob oder fein die Kartoffeln gestampft werden. Manche mögen gerne noch Kartoffelstücke spüren, andere bevorzugen ein seidiges, cremiges Püree. Dabei variiert auch die Menge der zugegebenen Milch. Ein Stich Butter hilft ebenfalls, die Konsistenz des Kartoffelstampfs einzustellen.
Vom Beginn der Zubereitung bis zum Anrichten dieses köstlichen Gerichts auf dem Teller dürften kaum mehr als 40 Minuten vergangen sein.